Pressespiegel


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Auf den Spuren SpohrsWieland Fischer / 05.09.13 / TLZ

Konzertmeister gründet Gesellschaft und öffnet Austellungshalle.
Wenn Alexej Barchevitch nach Vorbildern gefragt würde, der Konzertmeister der Thüringen Philharmonie Gotha würde Louis Spohr (1784-1859) nennen. Der wirkte in Gotha, war Komponist und Geiger von internationalem Ruf. Barchevitch wandelt in Gotha als Konzertmeister sozusagen auf dessen Spuren. Hier erhielt Spohr seine erste Konzertmeisterstelle (1805-1813), begründete seinen Ruf als Komponist, Pädagoge, Organisator von Musikfesten und Violinvirtuose von Rang, neben dem Italiener Paganini.
Umso mehr erstaunt Konzertmeister Barchevitch, dass 200 Jahre später mit dem Namen Spohr in Gotha wenig Staat gemacht wird. Von einem Denkmal wie in Kassel ganz zu schweigen. Barchevitch hat die Erfahrung gemacht, dass in Gotha nur wenige Spohr kennen. Schlimmer noch: Dem Spohr-Haus droht der Abriss. "Ich habe es erst gar nicht gefunden." Das möchte der Musiker ändern, wohl wissend, dass der Abriss des Spohr-Hauses kaum zu verhindern ist.
Alexej Barchevitch hat Mitstreiter gefunden: seine Frau Michaela, Kunst- und Musikfreunde, alle beseelt vom Gedanken, Spohr und sein Werk in Gotha bekannt zu machen, das Musikleben weiter aufleben zu lassen. Sie gründeten Mitte August den Verein der Spohr-Gesellschaft. Einen ersten Akzent setzt Initiator Barchevitch am Sonntag, 8. September, zum Denkmaltag. 15 Uhr gibt er in der Ausstellungshalle am Rand des Schlossparks ein Konzert. Das Gebäude fristet ähnlich wie der Name Spohr in Gotha ein Schattendasein. Es hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, findet der Initiator. Es besitzt eine traumhafte Akustik; Barchevitch: "Es klingt darin fast wie in der Margarethenkirche." Vor einigen Jahren hatte schon einmal ein Verein den Versuch unternommen, das Haus wieder zur Geltung zu bringen. Dessen Wiederaufbau scheiterte am fehlenden Geld. Eineinhalb Millionen Euro würde die Rekonstruktion des Hauses kosten, schätzt Barchevitch. Daran denke er erst mal nicht. Vielmehr will er Zeichen setzen, Aktionen auslösen. "Man weiß nicht, wie es ausgeht." Aber die Möglichkeit, die Ausstellungshalle zum Klingen zu bringen, will sich der Vollblut-Musiker nicht entgehen lassen.
So geht es ihm auch mit Louis Spohr. Der begleitet ihn schon lange, anfangs ohne, dass er es wusste. Während seines Studiums an der Musikhochschule Weimar spielte Alexej Barchevitch neun Jahre auf einem Spohr-Instrument, einer Guadagnini-Geige. Bei einem Spohr-Wettbewerb gewann er einen Spohr-Preis. Kurz vor seiner Hochzeit mit Michaela gründete er 1998 ein Spohr-Quartett - jetzt eine Spohr-Gesellschaft. Für dessen Mitglieder ergeben sich mit Spohr genügend Anknüpfungspunkte und Kontakte, etwa zu Spohr-Gesellschaften, wie es sie in dessen Geburtsstadt Braunschweig, in Spohrs späterem Wirkungsort Kassel gibt. Selbst in den USA gebe es eine rührige Spohr-Gesellschaft. Der rührige Musiker denkt an Konzerte und andere Veranstaltungen. Nächstes Jahr steht der 230. Geburtstag von Louis Spohr an.
Alexej und Michaela Barchevitch wollen nicht nur hohe Ansprüche bedienen, sondern Spohrs Name und Wirken bei Gothaern bekannt machen. - Ähnlich wie "Galletti" mit seinen Kathederblüten in Person von Ralph- Uwe Heinz bei Stadtführungen auftritt. Unvermittelt könnte demnächst Violinvirtouse Barchevitch im Spohr-Kostüm in einem Geschäft aufspielen, damit Spohrs Name in Gotha wieder Klang bekommt.