Pressespiegel


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Spohr - mehr als ein NameDieter Albrecht / 14.03.13 / TA

In der Gothaer Margarethenkirche hat sich am Dienstagabend der Europäische Louis-Spohr-Kulturverein gegründet. Ziel ist es, Spohrs Ideen neu zu beleben und durch internationale Kontakte das Kulturleben zu bereichern.
Nicht ganz parallel zum Straßenverlauf steht es hinter einem Zaun am Mühlgrabenweg. Unbewohnt seit Langem. Vor Jahren schmückte wenigstens ein Schild die Fassade mit der Mitteilung, hier habe einst Louis Spohr gewohnt. Eine Spohrstraße gibt es in Gotha, die Kreismusikschule trägt seinen Namen, der Tagungssaal des Kreistags in der Reinhardsbrunner Straße ebenfalls. Das war's dann aber auch. Gotha sollte mehr daraus machen, findet Alexei Barchevitch, 1. Konzertmeister der Thüringen-Philharmonie. Nicht nur, weil er eine Guadagnini-Violine besitzt, auf der auch schon der große Spohr gespielt hat.
„Was wissen die Gothaer über Louis Spohr?“, fragt Barchevitch. „Wenn's hoch kommt, wissen sie, dass er ein berühmter Geiger seiner Zeit war. Und vielleicht noch, dass er von 1805 bis 1805 als Konzertmeister in Gotha tätig war. Aber Spohr — das ist mehr.“
In der Tat. Auf zahlreichen Musikfesten in Deutschland und England glänzte er als berühmter Dirigent, der übrigens als einer der ersten mit Stab dirigierte. Er hat zahlreiche, noch immer hörenswerte Werke komponiert, darunter viele, die man nach wie vor als Meisterwerke bezeichnen darf. Und er war europaweit überaus geschätzt als Haupt einer berühmten Violinschule.
In Kassel ist Spohr Ehrenbürger, dort gibt es ein Spohr-Museum und ein Standbild. Braunschweig und Seesen vergeben Spohr-Musikpreise. Spohr-Wettbewerbe werden in Weimar und Kassel ausgetragen. Und was bietet Gotha? Den Europäischen Louis-Spohr-Kulturverein! Am Dienstagabend haben ihn 15 Gründungsmitglieder in der Margarethenkirche aus der Taufe gehoben. Mit eigenen Projekten will er sich dafür einsetzen, das kulturelle Leben der Stadt zu bereichern und damit nach ganz Deutschland, sogar nach ganz Europa, auszustrahlen.
Spohrs zum Teil in Vergessenheit geratene Ideen möchte er neu beleben und mit Konzerten, Ausstellungen, Lesungen, Tagungen, Bildungsreisen und Weiterbildungsveranstaltungen und Kontakte knüpfen zwischen Künstlern, Studenten sowie kulturinteressierten Jugendlichen und Erwachsenen. Schließlich hat Spohr zeitlebens darauf hingearbeitet, der Musik die ihr zukommende Breitenwirkung zu verschaffen.
Zum 1.Vorsitzenden des Vereins, der noch die juristischen Hürden zu seiner offiziellen Anerkennung nehmen muss, wurde der Initiator, Alexej Barchevitch, gewählt, zum 2. Vorsitzenden Torsten Kunz von der Gothaer Kultourstadt GmbH. Stellvertretende Vorsitzende wurde die studierte, im Kulturmanagement erfahrene Ehefrau Barchevitchs, Michaela Barchevitch. Schatzmeisterin ist die Erfurter Rechtsanwaltin Sakia Möller.
Wenn nächstes Jahr, anlässlich der Thüringer Bachwochen, ein Passionsoratorium aus der Feder Louis Spohrs in der Margarethenkirche aufgeführt wird, will der Verein bereits ein gutes Stücke seines beabsichtigten Wegs zurückgelegt haben – aus dem bloßen Namen Spohr soll inner- und außerhalb Gothas ein inhaltserfüllter Begriff werden .
Vielleicht spricht es sich bis dahin ja auch herum, dass Spohr auf dem Namen Ludewig getauft wurde und sich erst später entsprechend der damaligen Mode, den französischen Vornamen Louis zugelegt hat. Den spricht man übrigens dann richtig aus, wenn das „i“ betont und das „s“ am Ende nicht zu hören ist.